Aus der Sitzung vom 13. Mai 2022

Ganz im Zeichen der Energiewende stand die Sitzung des Gemeinderates Train im Mai: Neben der Vorstellung der Ergebnisse des detaillierten Energienutzungsplans und des neuen Solarpotentialkatasters ging es auch um die Photovoltaikanlage auf dem Bauhof. Diese wird nun deutlich größer ausfallen als ursprünglich geplant.

Klar wurde dabei schnell: Train soll und will Vorreiter in Sachen Energiewende, denn, so betonte Bürgermeister Gerhard Zeitler: „Von alleine ändert sich nichts.“ Wenn man sich aber die Welt in Mitten des Klimawandels, des Konflikts am Rande Europas und der Rohstoff- und Energieträgerengpässe anschauen, dann müsse klar sein: „Es muss sich etwas ändern und zwar bald!“

Bis 2040, dieses Ziel hat sich auch der Freistaat gesteckt, will Train als Gemeinde klimaneutral sein. Was das heißt und wie der Weg dorthin aussehen könnte, erklärte Maximilian Conrad vom Institut für Energietechnik (IfE). Zunächst zeigte er dabei den Ist-Zustand auf. „Wir machen das, um zu sehen, wo wir stehen, aber auch, um Potentiale zu erkennen“, erklärte er. Eine Besonderheit in Train sei dabei der hohe Stromverbrauch in der Wirtschaft, der sich durch einen großen örtlichen Betrieb ergebe. Festzustellen sei auch, dass der pro Kopfausstoß an CO2 pro Einwohner und Jahr in Train bei rund 8,2 Tonnen liege. „Zum Vergleich im Bundesdurchschnitt liegt er bei rund 9,7 Tonnen“, erläuterte Conrad.

Dennoch, um die angestrebten Ziele zu erreichen, gibt es auch in Train noch eine Menge zu tun. Das zeigte das von Conrad vorgestellte Energieszenario 2040 deutlich auf. Die Wege, die dort hinführen könnten, zeigte der Experte in einer Potentialanalyse, die sowohl die verstärkte Nutzung regenerativer Energieträger, als auch Sanierungen und eine Reihe weiterer Maßnahmen mit einbezog. „Ambitioniert, aber durchaus machbar“, lautete hier die abschließende Diagnose Conrads, der Train bei der Umsetzung entsprechender Projekte sogar einen Energieüberschuss in Aussicht stellte, „den Sie dann Exportieren könnten. Uns muss nämlich klar sein, dass es große Städte wesentlich schwerer mit der Umsetzung dieser Ziele haben als Gemeinden, wie die Ihre. Entsprechend wird es da ein große Nachfrage geben.“ Fakt sei aber, dass das nur dann möglich sei, wenn alle in die aktuell noch theoretischen Überlegungen einbezogenen Maßnahmen auch greifen, „sonst“, so Conrad, „wird das auch in Ihrem Fall eine knappe Rechnung.“

Konkret in die Überlegungen einbezogen hatten die Experten vom IfE dabei zunächst das Energiesparpotential: „Wir gehen davon aus, dass sich die Sanierungsquote in ihrem Ort bis 2040 verdoppelt. Das würde bedeuten, dass Train alle 50 Jahre einmal komplett durchsaniert wird. Auch das ist ambitioniert, aber durchaus nicht aus der Luft gegriffen“, betonte Conrad. Zudem gehen die Überlegungen von einer Vervierfachung der Photovoltaikflächen auf den Dächern aus. Damit käme man bis 2040 auf rund 13.250.000 kWh pro Jahr. Das neue Solarpotentialkataster, das die Gemeinde ihren Bürgern seit einiger Zeit kostenlos zur Verfügung stellt (ausführlicher Bericht hierzu folgt), soll durch detaillierte Informationen für die Bürger zu dieser Steigerung beitragen. Weitere Komponenten könnten Photovoltaik auf Freiflächen und Windkraftanlagen sein.

Schnell wurde hier klar, dass sich der Gemeinderat deutlich mehr für den Bereich der Windkraft interessiert: Train sei flächenmäßig eine sehr kleine Kommune mit für die Landwirtschaft sehr hochwertigen Böden. Entsprechend müsse man auch auf Möglichkeiten setzen, die vergleichsweise wenig Fläche bräuchten und doch viel Energie liefern könnten. Bis zu drei Anlagen auf den Anhöhen südöstlich von Mallmersdorf hielt der Experte hier für realistisch.

Während viele der Überlegungen, die der Experte Maximilian Conrad vom IfE in seinem Energienutzungsplan für die Gemeinde Train vorstellte noch Zukunftsmusik sind, wurde es an anderer Stelle konkreter. Der Gemeinderat ließ im Rahmen der Planerstellung ganz konkret zwei Schwerpunktprojekte prüfen: Zum einen den Aufbau einer Wärmeverbundlösung zwischen Schule, Mehrzweckhalle und Krippe, zum anderen die Errichtung einer PV-Anlage auf der Mehrzweckhalle.

„Train ist zwar eine kleine Gemeinde, aber wir wollen Vorreiter und Vorbild sein“, betonte Bürgermeister Gerhard Zeitler und verwies darauf, dass eine Energiewende nur dann funktionieren könne, wenn alle Kommunen ihren Beitrag leisteten. „Ich glaube, wir können stolz sein, wenn wir da ganz vorne mit dabei sind.“

Das bestätigte auch Conrad ehe er auf die Ergebnisse der konkreten Untersuchungen einging: Der Wärmeverbund zwischen Schule, Mehrzweckhalle und Kinderkrippe kann, so Conrad, aufgrund der hohen Netzwärmeverluste nicht empfohlen werden. Dezentrale Energieversorgungssysteme wie etwa Hackschnitzel- oder Pelletheizungen und Wärmepumpen seien eine Prüfung Wert. Auch der Einsatz von Blockheizkraftwerken – die mittelfristig auch mit Wasserstoff betrieben werden könnten- wären eine Option. Zudem Empfahl er die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf Schule und Krippe zu prüfen.

Mit Blick auf die Photovoltaikanlage auf der Mehrzweckhalle erklärte Conrad, dass hier zuverlässige Zahlen erst geliefert werden können, wenn die neuen gesetzlichen Rahmenbedingunen feststünden. Hierbei werden zwei Varianten geprüft: Zum einen die Vollbelegung der Dachflächen und die vollständige Einspeisung des erzeugtem Stroms in das öffentliche Netz. Zum anderen die für eine maximale Eigennutzung optimierte Anlagengröße.

Eine weitere Komponente, die in Train eine tragende Rolle spielen soll, ist das Thema Photovoltaik auf privaten Gebäuden, aber auch auf den Liegenschaften der Gemeinde. Wo hier Potentiale zu finden sind, zeigt schnell und niederschwellig das Sozialpotenzialkataster der Gemeinde auf, das bereits seit Ende März über die Homepage zur Verfügung steht und das nun auch offiziell präsentiert wurde.

Vorgestellt wurde es von Maximilian Conrad vom Institut für Energietechnik (IfE), der die Vorteile des kostenlosen Instruments klar zusammenfasst: „Über die Gemeindehomepage gibt es einen kostenlosen öffentlicher Zugriff auf gebäudescharfe Simulation des Solarpotenzials (Photovoltaik und Solarthermie). Anhand einfacher Eingaben bekommt der Bürger eine Simulationsberechnung für jedes Gebäude. Zudem besteht die Möglichkeit zur Integration von E-Mobilität und Speicher bei der Berechnung. Ich kann mir eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und eine CO2-Bilanzierung anzeigen lassen.“

Wichtig, das betonte auch Engergiebeauftragter Josef Limmer, sei aber: „Das Solarpotenzialkataster ist nur als erste Hilfestellung und Basis für Kontaktaufnahme mit regionalen Handwerksbetrieben“.

Bürgermeister Zeitler bedankte sich für die interessanten und kurzweiligen Ausführungen. Auch zeigte er sich überaus zufrieden über die stets bestens verlaufene Zusammenarbeit mit dem IfE und dessen Initiator Prof. Dr. Brautsch und dankte für die hilfreiche Unterstützung bei diversen Förderanträgen.

Von Seiten des Gemeinderats wurde angeregt, dass die Trainer Bürger über aktuelle Fördermöglichkeiten informiert werden sollte. Hierzu könnten möglicherweise die Homepage, die App und auch das Gemeindeblatt genutzt werden.

Auch könnte man einen „E-Tag“ mit Fachreferenten (beispielsweise das IfE) veranstalten. Hierzu werden Bürgermeister Zeitler und der Energiebeauftragte Josef Limmer eine entsprechende Veranstaltung im September in Schwanstetten besuchen und dann entscheiden, ob eine ähnliche Veranstaltung auch in Train Sinn machen würde.

Nicht mehr warten wollte und konnte man hingegen mit einer anderen Entscheidung: Statt der bisher angestrebten 42 kWp wird auf der neuen Bauhofhalle nun eine Photovoltaikanlage mit 66 kWp entstehen. „Eine solche Anlage macht gerade jetzt absolut Sinn und ich bin der Überzeugung, dass wir als Gemeinde mit gutem Beispiel vor gehen sollten. Wir haben uns mit der jüngst abgeschlossenen Studie und dem Solarpotentialkataster eine Vorreiterstellung im Landkreis und in der Region erarbeitet, die wir halten und, wenn möglich, sogar ausbauen sollten, um Vorbild und Vorzeigegemeinde zu sein“, befand Zeitler.