1. Warum ein Energienutzungsplan?
Soll die Energiewende in Deutschland gelingen, ist es notwendig, dass auch die Kommunen ihren Beitrag für ihre eigenen Objekte und ihren Verantwortungsbereich leisten. Äußerst wichtig ist, die Bürger der Gemeinde zu ermutigen und zu unterstützen, den Umstieg auf regenerative Energien zu wagen. Nur wenn das im Kleinen (in den Kommunen) gelingt, ist es möglich dem großen Ziel Klimaneutralität (keine CO2-Emmissionen mehr) nahe zu kommen. Die Gemeinde Train hat das erkannt und möchte die notwendigen Schritte dazu einleiten.
2. Auftrag und Förderung
Die Gemeinde Train hat deshalb einen Energienutzungsplan in Auftrag gegeben, der Handlungsfelder, Potential und Maßnahmen aufzeigt. Dieser wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie mit 70% gefördert und ist im Mai 2022 fertiggestellt worden. Erstellt hat den Plan das Institut für Energietechnik IfE GmbH aus Amberg in Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
3. Verpflichtung für den Gemeinderat und für die Bürger
Der Energienutzungsplan ist nicht abgeschlossen. Er muss in entsprechenden Maßnahmen im Gemeinderat stetig weiterbearbeitet werden, um das Ziel Klimaneutralität möglichst schon vor 2040 zu erreichen. Die Motivierung der Bürger in Einsparung von Energie, im Umstieg auf regenerative Energien und in der Transformation von Benzin und Wärme auf elektrische Energieträger ist dabei von zentraler Bedeutung. Eine Überprüfung des energetischen Zustandes alle zwei oder drei Jahre hat einen großen Stellenwert, um das Fortschreiten der Zielerreichung zu verfolgen und zu kontrollieren. Spätestens 2025 sollte also der energetische Istzustand in der Gemeinde erneut geprüft werden.
4. Wo steht die Gemeinde Train heute
Für das Jahr 2019 konnte der Energieverbrauch der Gemeinde Train aufgespalten in Strom, Wärme und Mobilität ermittelt werden. In der nachfolgenden Abbildung ist dargestellt, wie sich der Endenergiebedarf auf die betrachteten Verbrauchergruppen „Private Haushalte“, „Kommunale Liegenschaften“, „Wirtschaft“ und „Mobilität“ verteilt.
Den höchsten Energieverbrauch weist im Vergleich die Verbrauchergruppe „Mobilität“ auf, was charakteristisch für viele ländlich geprägte Gebiete ist. Der Sektor „Wirtschaft“ ist überwiegend geprägt vom Strombedarf, während der Sektor „Private Haushalte“ von der Wärmeenergie dominiert wird.
Die kommunalen Liegenschaften spielen hinsichtlich des Gesamt-Endenergiebedarfs im Vergleich eine eher untergeordnete Rolle. Jedoch kommt dieser Verbrauchergruppe insofern ein besonderes Augenmerk zu, als dass hier für die Kommunen die Handlungsmöglichkeiten am unmittelbarsten gegeben sind und die Kommune hier mit konkreten Maßnahmen gegenüber dem Bürger eine Vorbildfunktion ausüben kann. Der im Rahmen des Energienutzungsplans erarbeitete kommunenspezifische Maßnahmenkatalog hat viele Ansatzpunkte ergeben, um vor allem in diesem Sektor Maßnahmen zur Senkung des Energiebedarfs bzw. zur Versorgung mit erneuerbaren Energien voranzutreiben.
CO2-Emmissionen Istzustand 2019
CO2-Emissionen aus Wärme | 4.795 t |
CO2-Emissionen aus Strom | 7.277 t |
CO2-Emissionen aus Mobilität | 5.154 t |
CO2-Gutschrift aus Stromeinspeisung EE | - 1.810 t |
Summe | 15.416 t |
Dies entspricht einem pro Kopf Ausstoß in Höhe von 8,2 Tonnen CO2 / Einwohner und Jahr
Vergleich: Pro Kopf Ausstoß in Deutschland 9,7 Tonnen / Einwohner und Jahr
5. Potentialanalyse
Die Potentialanalyse zeigt die Möglichkeiten, das Potential, der Gemeinde Train auf, die Energiewende in der Gemeinde Train bis 2040 zu schaffen.
5.1. Energieeinsparung
Hier geht der Plan von folgenden allgemeinen Annahmen für Einsparpotenziale aus:
Sanierungsquote Private Haushalte 2% pro Jahr, Einsparpotenziale Wirtschaft 1,5% pro Jahr
Ziel ist es, den Energieverbrauch der Gemeinde Train 2040 aus 100 % erneuerbare Energien zu decken
5.2. Auf Dach-Photovoltaik
Ein gebäudescharfes Solarkataster ist erstellt worden. Es ergibt:
Theoretisches Gesamtpotenzial: 29.600.000 kWh/a
Bereits installiert: 3.100.000 kWh/a
Theoretisches Ausbaupotential: 26.500.000 kWh/a
Annahme bis 2040 (50 %) 13.250.000 kWh/a
5.2. Photovoltaik Freifläche
Landwirtschaftliche Fläche gesamt: rund 350 Hektar
Annahme: 3% der landwirtschaftlichen Fläche für PV-Freifläche = 11 Hektar
Theoretisches Ausbaupotential: 10.000.000 kWh/a
5.3. Solarthermie
Solarthermie-Ausbau zur Deckung von 70 % des Warmwasserbedarfs der privaten Haushalte
Szenario: Derzeit 285.000 kWh/a aus Solarthermie bis zum Jahr 2040 1.100.000 kWh/a (über Dachflächen oder auch Groß-Solarthermieanlagen z. B. in Wärmenetze)
5.4. Windkraft
Windpotenzialanalyse in Anlehnung an LFU-Studie „Gebietskulisse Windkraft“
Konkrete Aussagen nur durch Machbarkeitsstudien und ggf. sogar Windmessungen möglich
Szenario bis Jahr 2040: 2 Windkraftanlagen
Theoretisches Ausbaupotential 10.800.000 kWh/a
5.5. Wasserkraft
Im Gemeindegebiet ist eine Wasserkraftanlage installiert. Die Stromerzeugung belief sich im Jahr 2019 auf rund 115000k Wh/a [EVU Strom]. Es wurde nach Abstimmung mit der Gemeinde ein Ausbaupotenzial bis 2040 von rund 10 % kalkuliert: 127000 kWh/a
5.6. Biomasse Holz
Potenzialanalyse Holz: Ist-Zustand: 3.420.000 kWh/a
Regenerativer Nachwuchs
Theoretisches zusätzliches Potential für Energieholz: 1.700.000 kWh/a
Rein nach Territorialprinzip wäre das Potenzial erschöpft, aber das ist nicht praxisnah
Holz wird über Gemeindegrenzen importiert / exportiert
Aber: Holz als alleinige Energiequelle zur Substitution von Öl und Erdgas wird nicht funktionieren. Wald ist eine wichtige CO2-Senke für künftige Klimaneutralität
5.7. Weitere Biomasse
Potenzialanalyse weitere Biomasse
Errichtung einer Biogasanlage in Train schwierig
Klärschlammnutzung im Verbund mit anderen Kommunen wird angestrebt
Nutzung eigener Holzvorräte z.B. über Hackschnitzelkessel denkbar
6. Transformationsprozesse
Folgende Transformationsprozesse sind Teil für die Zielerreichung der Gemeinde
6.1. Elektrifizierung im Sektor Mobilität
Im Bereich Verkehr beinhaltet dies vor allem eine entweder direkte Elektrifizierung der Antriebstechnologien (Batterie-elektrisch) oder eine Elektrifizierung der Antriebe über eine Zwischenstufe (vor allem Wasserstoff). Laut der Studie „Klimapfade für Deutschland“ [BDI], kann für das Aufstellen eines möglichen Transformationsszenarios der Anteil batterieelektrischer und wasserstoffbetriebener Transportmittel auf etwa 38 % im Jahr 2030 und auf rund 88 % im Jahr 2040 beziffert werden. Da elektrische Antriebe wesentlich energieeffizienter arbeiten als konventionelle Verbrennungsmotoren, geht mit dem Transformationsschritt auch direkt eine Energieeinsparung einher. Der Strombedarf steigt insgesamt an.
6.2. Elektrifizierung durch den Einsatz von Wärmepumpen
In den Bereich Heizstrom im Wärmesektor fallen Power-to-Heat-Anlagen sowie vor allem die Wärmepumpen. Diese stellen die Wärme lokal emissionsfrei zur Verfügung. Bei Nutzung von Grünstrom kann sogar die komplette Prozesskette als regenerativ betrachtet werden. Bundespolitisch wurde die Vorgabe formuliert, dass bis zum Jahr 2030 in den ca. 18 Mio. deutschen Einfamilienhäusern 6 Mio. Wärmepumpen installiert sein sollen. Dieses Ziel wird für das Entwicklungsszenario der Gemeinde übernommen. Die Anzahl der Wärmepumpen, die anteilig an diesem Ziel in einer Gemeinde installiert werden müssten und deren Verbräuche bzw. Wärmebereitstellung werden in die Bilanzen übernommen. Für die darauffolgenden zehn Jahre bis 2040 wird im Entwicklungsszenario angenommen, dass der bis 2030 erreichte Wärmepumpen-Bestand verdoppelt werden kann.
7. Energieszenario 2019 - 2030 – 2040
Durch die Ausschöpfung der aufgezeigten Potentiale in der Gemeinde Train unter Voraussetzung des Gelingens der bundesweit angestrebten Transformationsprozesse (Elektrifizierung von Mobilität und Wärmeversorgung) kann die Gemeinde Train ihre Energieversorgung vollkommen auf regenerative Energien umstellen. Gemeinderat und Bürger sind aufgefordert die dazu notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Für die Gemeinde ist es von großer Bedeutung ihre Bürger für dieses Thema zu sensibilisieren. Sie muss dazu Maßnahmen entwickeln und umsetzen.
Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien entsprechend dem Plan:
Reduzierung der CO2-Emissionen entsprechend dem Plan
9. Schwerpunktprojekte
Der Energienutzungsplan enthält außerdem die Prüfung zweier Schwerpunktprojekte.
9.1. Prüfung zum Aufbau einer Wärmeverbundlösung zwischen Schule / Mehrzweckhalle und Kinderkrippe
Der Energienutzungsplan kommt hier zu folgendem Ergebnis:
Ein Wärmeverbund kann aufgrund der hohen Netzverluste nicht empfohlen werden. Es sollten daher alternative dezentrale Energieversorgungssysteme geprüft werden, z.B:
Hackschnitzelkessel, Pelletkessel, Wärmepumpen (Prüfung der Sekundärseite, insbesondere in Schule / MZH notwendig) und Einsatz BHKW (mittelfristig Einsatz von H2 denkbar). Für die Kinderkrippe und die Schule / Mehrzweckhalle sollte die Installation einer PV-Anlage geprüft werden
9.2. Prüfung einer PV-Anlage auf der Mehrzweckhalle
Insgesamt könnten auf dem Dach der Mehrzweckhalle rund 115 kWp installiert werden. Die PV Anlage wird empfohlen.
Betrachtet werden müssen zwei Varianten:
- Vollbelegung und Volleinspeisung gemäß neuem EEG 2023 (Entwurf)
- Für maximale Stromeigennutzung optimierte Dimensionierung
Um beide Varianten wirtschaftlich vergleichen zu können, müssen die künftigen Rahmenbedingungen des neuen EEG 2023 abgewartet werden (während der Erstellung des Energienutzungsplans ist nur eine Entwurfsfassung vorhanden). Den wirtschaftlichen Vergleich liefert das Institut für Energietechnik IfE nach